WN verlegt Lokalredaktion von Hiltrup nach Münster

Wer zukünftig die Lokalredaktion Hiltrup der Westfälischen Nachrichten persönlich aufsuchen möchte, findet sie nicht mehr an gewohnter Stelle in der Hiltruper Moränenstraße, sondern muss zur Soester Straße nach Münster fahren. Das sind zwar nur 7 Kilometer DISTANZ, aber wir sind trotzdem besorgt um die zukünftige Qualität der Lokalberichterstattung.

Dass es einen Zusammenhang zwischen journalistischer Qualität einer Zeitungslokalausgabe und der Präsenz der Journalisten vor Ort gibt, liegt auf der Hand. Eine regelmäßige Vor-Ort-Präsenz ermöglicht den direkteren Zugang zu Quellen: lokale Verwaltung, Initiativen, Vereine, Augenzeugen, politische Parteien, Gremien usw. Durch persönliche Netzwerke und regelmäßigen Austausch entwickeln sich vielfach vertrauensvolle Kontakte zwischen den lokalen Akteuren, durch die Journalisten an aktuelle Informationen und auch an das notwendige Hintergrundwissen kommen. Nur wer lokal präsent ist, kennt die kulturellen Codes, historischen Konfliktlinien, soziale Dynamiken und Sprache einer Region. Das erlaubt eine differenzierte und sachlich treffsichere Einordnung von Ereignissen; etwas, das zentral arbeitende Redaktionen ohne lokale Verankerung oft nicht leisten können.

Wir waren zwar auch bisher nicht nur glücklich mit der Lokalberichterstattung der WN, aber deren Lokaljournalismus hat trotzdem eine wichtige demokratische Kontrollfunktion: Er beobachtet kommunale Gremien, Parteien, politische- und Verwaltungsentscheidungen, Bauprojekte etc.
Aber diese Funktion kann nur erfüllt werden, wenn die Journalisten regelmäßig vor Ort sind, die Akteure kennen und bei Sitzungen, Versammlungen und Ortsterminen präsent sind.

Die Zentralisierung der Münsteraner Lokalredaktionen in Münster schwächt diese Funktion potenziell und begünstigt zukünftig Wahrnehmungsdefizite.

In meinem Bekanntenkreis sind nur noch vereinzelte Abonnenten der WN. Die die es noch sind, begründen dies wie ich, mit ihrem Interesse an den lokalen Themen und Informationen. Lokaljournalismus lebt von Nähe zur Lebenswelt der Leserinnen und Leser, zur lokalen Identität, zur Sprache. Eine Redaktion „aus der Ferne“ läuft Gefahr, distanzierter und weniger authentisch zu wirken, was sich dann sehr schnell negativ auf Auflage, Leserbindung und Vertrauen auswirken kann.

Ich würde das sehr bedauern und es würde unsere politische Arbeit hier vor Ort erschweren, denn die lokale Zeitung ist nach wie vor das wichtigste Medium für den Kontakt mit den Menschen vor Ort.